28. Mai 2022
Liebe Freunde und Unterstützer,
viele von Euch fiebern seit Monaten mit, drücken Daumen und helfen, wo sie können. Das hat uns immer wieder getragen und Mut gemacht.
Leider sind die Ergebnisse der Verhandlungen, die wir seit Monaten mit der Regierung von Oberbayern und dem Kultusministerium geführt haben, ernüchternd! Nachdem zunächst die Erklärung in den Raum gestellt wurde, man sei bereit, uns ab Schuljahr 2017 als Modellschule laufen zu lassen, wurde dies später wieder zurückgenommen. Stattdessen hieß es nun:
- Wir würden, wenn überhaupt, nur als neue Schule wiedergenehmigt, also mit einer minimalen finanziellen Förderung, die für uns angesichts noch laufender Verbindlichkeiten, gar nicht möglich wäre.
- Wir müssten unser Konzept bis in die Satzung hinein ändern: Die Selbstbestimmung streichen, verpflichtende Lernzielverabredungen mit den einzelnen Schülern treffen, eine Form von Zeugnissen einführen…
- Auch würde unser Antrag auf Weitergenehmigung schon formell nicht den Richtlinien entsprechen, weshalb wir im September 2017 OHNEHIN NICHT anfangen könnten. Wir hätten stattdessen eine Neugenehmigung beantragen müssen, was wir u.a. nicht taten, weil sonst die Finanzierung der Schule nicht sichergestellt gewesen wäre.
Wir hatten eine Menge Kompromissvorschläge mit eingebracht, die aber alle weggewischt wurden:
- Das Zentrum für angewandte Politikforschung der LMU hatte zugesagt, uns wissenschaftlich zu begleiten.
- Zudem hatten wir eine Evaluation durch unseren Internationalen wissenschaftlichen Beirat vorgeschlagen. In diesem sitzen ausschließlich hochkompetente, sehr angesehene Fachleute, die mit ihrer Forschung immer wieder entscheidende Entwicklungen angestoßen haben. War für die Regierung auch nicht von Bedeutung…
- Außerdem hätten uns zwei staatliche Schulräte begleiten und regelmäßig besuchen sollen, sozusagen als Bindeglied zwischen Schule und Behörde.
Laut unserer Anwälte wäre es möglich gewesen, dass die Regierung ihre Ablehnung zurückgezogen hätte, man hätte einen Kompromiss gefunden und diesen dem Gericht vorgelegt.
Aber all das hat nicht gereicht! Zwar haben wir die schriftliche Ablehnung noch nicht vorlegen, aber die Regierungsbeamten haben uns deutlich gemacht, dass sie den Antrag nicht genehmigen werden. Wir hätten uns sehr gewünscht, dass hier eine Einigung zustande gekommen wäre.
Wir alle sind mehr als enttäuscht, vor allem die Schüler, die so gehofft hatten, das sie bald wieder in IHRE Schule gehen können. Viele von ihnen sind wirklich in Not und es geht ihnen schlecht mit der Schließung. Es gibt immer noch eine zweistellige Zahl von Schülern, die keinen guten Platz gefunden haben. So entsteht jetzt die absurde Situation, dass hoch engagierte Eltern, die sich seit Jahren für Bildung engagieren und hierfür große persönliche Einbußen in Kauf nehmen, auch noch Bußgelder zahlen sollen und sich vor Gericht verantworten müssen!
Gerade deshalb und natürlich, weil wir überzeugt sind vom Sudbury Modell, werden wir weitermachen! Es wurde viel zerstört, unser aller Herz für diese Schulform und die Werte, für die wir stehen, nicht!
Unsere Konzentration gilt jetzt dem Hauptsacheverfahren. Wir sehen hier die Chance, nochmal alles in Rennen zu werfen, uns bestmöglich vorzubereiten und ganz klar aufzuzeigen, wie Lernen an einer Sudbury Schule stattfindet und wie die Bildungsstandards eindeutig erreicht werden können. Sobald der Termin für das Verfahren feststeht, sagen wir Bescheid. Nebenbei bemerkt haben auch in diesem Jahr wieder drei Schüler selbstbestimmt ihren Abschluss (Quali) geschafft. Eine der Drei war für kurze Zeit an einer Montessorischule, hat sich aber die meiste Zeit an der Sudbury-Schule vorbereitet, die anderen beiden haben ohne Schule, aber im Geiste von Sudbury selbstbestimmt auf den Abschluss hin gelernt. Alle haben souverän bestanden!
Was wir bei all dem lernen, ist, wie nahezu unmöglich es ist, in der bayerischen Bildungslandschaft etwas zu verändern, wie sehr Machtinteressen hier eine Rolle spielen, wie wenig es um Fairness und Vielfalt geht, – und am allerwenigsten geht es um die Schüler!
Was wir uns jetzt sehr wünschen: Bitte bleibt weiter dabei! Unterstützt uns! Jede ermutigende Email tut gut, jeder Kontakt zu Vertretern der Wirtschaft oder zu Politikern, den ihr aktiviert, kann hilfreich sein, jede Person mehr an unserer Seite stärkt uns!
Auch finanziell schaffen wir es nicht alleine! Für den Gerichtsprozess werden wir nochmal alles in die Waagschale werfen, wir wollen alles geben – das kostet Zeit und Geld. Wenn ihr uns hier unterstützt, dann setzt ihr Euch für echte Veränderung in der bayrischen Bildungslandschaft ein und ihr helft auch den anderen demokratischen Schulgründungsinitiativen, die hier in Bayern bislang vergeblich um eine Genehmigung gekämpft haben.
Ganz klar: Hier wird versucht, eine ganze Bewegung auszubremsen – das darf nicht sein und rückt Bayern auch nicht gerade in ein gutes Licht: Aktuell ist es das einzige Bundesland, in dem es keine demokratische Schule gibt!
Auf unserer Benefizveranstaltung hatte Yaacov Hecht, Vorreiter für demokratische Schulen aus Israel, in die Zukunft geschaut und erklärt, er sei fest davon überzeugt, dass es in zehn Jahren auch in Deutschland überall Demokratische Schulen gibt. Lasst uns gemeinsam den nächsten Schritt tun, damit er Recht behält!
Ganz liebe Grüße,
Euer Team der Sudbury Schule Ammersee
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